Rutvi über Ayurveda: Hormonfreie Linderung bei Wechseljahresbeschwerden
Ayurveda und die Wechseljahre: Ein Interview mit Rutvi Manek
Rutvi Manek arbeitete ein Jahr lang bei hermaid und schrieb ihre Masterarbeit über ayurvedische Medizin im Kontext der Wechseljahre. In diesem Interview teilt sie ihre Erkenntnisse und Erfahrungen.
Rutvi, wie bist du auf das Thema "Ayurvedische Medizin in den Wechseljahren" gekommen?
R: Ich stamme aus einer Ärztefamilie in Indien, wo Ayurveda ein fester Bestandteil des Alltags ist. Sowohl Ärzte als auch Einzelpersonen verwenden alternative Hausmittel, um Krankheiten auf natürliche Weise zu behandeln. Es gibt einen Trend namens "funktionelle Medizin", der Naturheilkunde, Ayurveda und traditionelle chinesische Medizin kombiniert. Es geht darum, den Stoffwechsel anzuregen, alle Sinne anzusprechen und Hormone ins Gleichgewicht zu bringen.
Funktionelle Medizin konzentriert sich darauf, die Ursachen von Krankheiten zu finden und daraufhin personalisierte Therapiepläne zu erstellen, basierend auf deinen Gesundheitszustand und einen ganzheitlichen Ansatz. Labortests sowie Ernährungsanalysen werden mit einbezogen. Darmgesundheit wird als Schlüssel zur Heilung gesehen.
Ayurveda und funktionelle Medizin basieren auf den gleichen Prinzipien, aber die funktionelle Medizin stützt sich auf moderne Wissenschaft und Tests, während Ayurveda traditionelle Praktiken anwendet. Kombiniert in der integrativen Medizin, können sie einen wirkungsvollen Ansatz für die Gesundheit bieten.
Du hast eine Marktstudie durchgeführt: Wie offen waren Frauen im Westen gegenüber Ayurveda?
R: Ich habe festgestellt, dass das Interesse da ist. Viele Frauen wollen keine Hormone einnehmen oder ziehen es vor, zuerst natürliche Heilmittel auszuprobieren, um ihr hormonelles Gleichgewicht zu steuern. Phytotherapie, zum Beispiel mit Ashwagandha, einem östrogenfördernden Wundermittel aus Indien, ist eine beliebte Option. Manche verbannen das Thema in die esoterische Ecke, aber das ist auch falsch, denn die Methoden sind Jahrtausende alt. Es gibt eben keinen Pharmariesen dahinter, der sagt, dass das Trinken von warmem Wasser deine Symptome lindern könnte.
Ich hatte auch das Gefühl, dass es eher ein Thema der oberen Mittelschicht ist und nicht weit verbreitet. Ayurvedische Einschätzungen sind im Westen immer noch sehr teuer, und es gibt nur wenige Spezialisten.
Wie bist du auf die Idee gekommen, Ayurveda in den Wechseljahren zu erforschen?
R: Das Konzept stammt nicht von mir. Es gibt einige Institute, wie das Ayurveda-Zentrum in Mumbai, meiner Heimatstadt, die die Gesundheit von Frauen und hormonelle Veränderungen umfassend erforscht haben. Ich habe mir Zukunftstrends angesehen und festgestellt, dass einige Longevity-Kliniken Ayurveda in ihr Konzept integrieren.
Wie wird Ayurveda angewendet?
R: In der ayurvedischen Philosophie gibt es drei Typen (Doshas): Vata, Pitta und Kapha. Jeder Mensch ist eine Kombination dieser Doshas. Die Kombination einer Frau verändert sich im Laufe ihres Lebens mit ihrem Hormonzyklus. Das Verstehen des eigenen Körpertyps kann helfen, den Tagesablauf und den Lebensstil anzupassen. Zum Beispiel: Soll ich scharfes Essen essen, um die Durchblutung anzuregen? Oder warmes Wasser trinken, um die Verdauung zu unterstützen? Ayurveda bietet individuelle, einfache Lösungen für das, was für deinen Körpertyp geeignet wäre.
Wie kann Ayurveda bei Wechseljahresbeschwerden helfen?
R: Zusammen mit dem hermaid-Team habe ich mir die Leitlinien für die Wechseljahre angesehen und die Anamnese mit ayurvedischen Beurteilungen verglichen. Es gibt einen Zusammenhang zwischen den Doshas und hormonellen Symptomen. Wenn eine Frau zu Übergewicht neigt, produziert sie mehr Östrogen, und wenn der Progesteronspiegel sinkt, kommt es oft zu einer Östrogendominanz. Daher ist Gewichtsmanagement entscheidend, um gesund zu bleiben. Einfache Strategien oder Behandlungen helfen, den Körper wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Wie funktioniert eine ayurvedische Beurteilung?
R: Eine ayurvedische Beurteilung berücksichtigt verschiedene mentale und physische Faktoren, wie z. B. Körperkonstitution, Verdauung, Schlaf, Umwelt und emotionale Zustände. Es werden verschiedene Methoden angewandt, wie z. B. Pulsdiagnose, Zungendiagnose und ausführliche Gespräche. Außerdem alle Tests, die in der Regel von einem allopathischen Arzt durchgeführt werden, wie z. B. Bluttests, Hormontests usw., da Ayurveda ein traditionelles Medizinsystem ist.
Wie kann ich Ayurveda in meinen Alltag integrieren?
R: Das wichtigste Prinzip ist ein ganzheitlicher Ansatz, d. h. du arbeitest an Stressmanagement, gesunden Routinen, deiner Ernährung, aber auch an Selbstfürsorge und Gelassenheit.
- Kräuter: Im Ayurveda werden verschiedene Kräuter eingesetzt, um hormonelle Veränderungen auszugleichen und typische Wechseljahresbeschwerden zu lindern. Beispiele sind Shatavari, Ashwagandha und Kurkuma.
- Aromatherapie: Ätherische Öle wie Lavendel, Rose oder Sandelholz wirken beruhigend und ausgleichend. Sie können in Aromalampen, als Massageöl oder in Bädern verwendet werden.
- Massagen: Ayurvedische Massagen mit warmen Ölen fördern die Durchblutung, lösen Verspannungen und reduzieren Stress.
- Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung nach ayurvedischen Prinzipien unterstützt die Verdauung und das Immunsystem. Gewürze wie Ingwer, Kreuzkümmel und Koriander wirken wärmend und verdauungsfördernd.
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Wenn ich heute anfangen möchte, was muss ich tun?
R: Wenn du heute anfangen möchtest, empfehle ich dir, dich zunächst umfassend über Ayurveda zu informieren. Ich habe ein digitales Kursmodul entwickelt, das dir die Grundlagen vermittelt.
Im Ayurveda wird eine Behandlung entsprechend den Beschwerden, die du hast, verordnet. Ein gängiges Behandlungsprogramm ist das Panchkarma, das aus einer Reihe von Behandlungen zur Entgiftung des Körpers besteht - Vamana (therapeutisches Erbrechen), Virechan (Purgationstherapie), Basti (Einlauftherapie) und Nasya (nasale Verabreichung). Ich empfehle, eine solche Behandlung nur unter Anleitung eines erfahrenen Ayurveda-Therapeuten durchzuführen.
Wenn du heute mit kleinen Veränderungen beginnen möchtest, probiere diese Prinzipien aus:
- Trinke warmes Wasser, um die Verdauung anzuregen.
- Iss deine Hauptmahlzeit mittags, wenn deine Verdauung am stärksten ist.
- Sorge für regelmäßige Bewegung an der frischen Luft.
- Nimm dir Zeit für Entspannung und Meditation.
Vielen Dank für das Interview, Rutvi!
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