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Aktive Entspannung: So überwindest du deine Glaubenssätze
Entspannung lernen: Susanne Feldt im Interview
Susanne, ist eine der Gründerin von hermaid, digitale Produktentwicklerin und bekennende Workaholicerin. Wie sie den Spagat zwischen intensiven Arbeitsphasen und wohltuender Erholung meistert, erzählt sie in unserem Gespräch.
Susanne, du bezeichnest dich selbst als Workaholic. Erzähle uns etwas mehr darüber?
S: Arbeit macht mir einfach Spaß! Ich finde darin meine Erfüllung und liebe es, Dinge zu gestalten und voranzutreiben. Und insbesondere die Arbeit an hermaid erfüllt mich total. Ich möchte das Gesundheitssystem verändern und Frauen befähigen mehr für sich zu tun. Meine Arbeit ist meine Leidenschaft. Vor der Gründung von hermaid habe ich oft durchgepowert – auch am Wochenende. Als Selbstständige ist es ja oft so: Jede Stunde mehr Arbeit bedeutet auch mehr Geld. Ich habe dann öfter 2 Monate frei gemacht um runter zu kommen. Doch mit der Zeit habe ich gemerkt, dass ich trotz all der Freude Pausen brauche.
Wie entspannst du dich heute? Was hat sich verändert?
S: Ich habe gelernt, bewusster mit meiner Energie umzugehen. Heute ist Yoga ein wichtiger Teil meiner Routine. An Tagen, an denen ich keine Kraft für dynamische Bewegung habe, mache ich Yin Yoga – das ist eine Art aktives Stretching, das den Körper entspannt, ohne ihn zu überfordern. Auch Soundbaths und Meditation gehören mittlerweile zu meinem Leben. Sie helfen mir, den Kopf freizubekommen. Der Stresslevel als Gründerin ist extrem hoch, aber Stress ist eine Einstellung.
Außerdem habe ich entdeckt, wie Düfte mich beeinflussen können. Eine Freundin, Luise Walther, die Trainerin für neurozentriertes Training ist, hat mich darauf aufmerksam gemacht. Jetzt setze ich gezielt ätherische Öle ein, um mich entweder zu entspannen oder zu erfrischen. Ich benutze derzeitig ein Sandelholz-Öl als Hautpflege. Der Duft wärm und beruhigt. Zitrusdürfe beleben. Also wenn du müde bist bei der Arbeit kann das bewusste Riechen an diesen Düften helfen dich in einen Zustand zu versetzten. Ich schreibe dazu bald einen Artikel, da ich Indien reisen war und dort mehr über das Thema Aromatherapie gelernt habe.
Du hast erwähnt, dass Fernsehen für dich keine Entspannung ist. Also kein Netfliy & Chill? Was machst du stattdessen?
S: Genau, Fernsehen ist für mich keine echte Erholung, obwohl ich sehr gerne Filme schaue. Aber meine Screentime ist durch den Computerjob schon so hoch. Ich bin der Haptische-Typ: Ich liebe ich es, zu kochen oder zu gärtnern. Beides gibt mir das Gefühl, wirklich etwas zu tun, was mich erdet – im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn ich meine Hände in die Erde oder in den Teig stecke, bringt mich das wieder zurück ins Hier und Jetzt. Es ist eine andere Art von Aktivität, die mich aber entspannt und gleichzeitig glücklich macht.
Außerdem verwechseln wir oft Ablenkung mit Erholung. Ein Abend auf der Couch mit Netflix kann sich gut anfühlen, aber wirklich entspannend ist das meistens nicht. Es ist wichtig, einen Ausgleich zu finden zwischen passiver und aktiver Entspannung. Ich denke man sollte lieber sein eigenes Leben aktiv leben, statt über die Geschichten von Seriencharacktären mit seinen Freunden zu sprechen. Aber wer bin ich dies zu beurteilen? Wenn ich einen Job hätte, bei dem ich den ganzen Tag stehen müsste, würde ich auch meine Füße am Abend hochlegen wollen.
Du hast erwähnt, dass man Entspannung zulassen muss. Was meinst du damit?
S: Oft liegt das an unseren Glaubenssätzen. Wir leben in einer Gesellschaft, die Produktivität über alles stellt. Das führt dazu, dass viele sich schuldig fühlen, wenn sie nichts „Sinnvolles“ tun. Aber Entspannung ist keine Zeitverschwendung! Es ist wichtig, sich das immer wieder bewusst zu machen. Es ist vielleicht auch etwas was uns von unseren Eltern vorgelebt wurden ist.
Meine Eltern sind beide ständig am Machen. Mein Vater hat extrem viel gearbeitet. Und mir wurde beigebracht, dass Fleiß belohnt wird. Ich glaube heute aber nicht mehr daran.
Ich denke, dass berufliche Beziehungen effektiver sind, in Kombination mit einem entspannenden Ich. Denn wenn ich ausgeglichen bin, kann ich aktiv zuhören, und das ist eine wichtige Kompetenz, um zu führen und Lösungen zu entwickeln.
Was ist der Unterschied zwischen passiver und aktiver Entspannung?
Susanne: Passive Entspannung ist das, was wir typischerweise als „Chillen“ bezeichnen – Fernsehen, auf dem Sofa liegen, sich einfach berieseln lassen. Das hat auch seinen Platz, reicht aber oft nicht aus, um wirklich abzuschalten.
Aktive Entspannung bedeutet, bewusst etwas zu tun, das dich runterbringt und dir Energie gibt. Das kann Yoga sein, ein Spaziergang in der Natur, Journaling oder etwas Kreatives wie Malen oder Kochen. Wichtig ist, dass du dabei in Kontakt mit dir selbst kommst.
Tatsächlich geht es mir so, dass auch auspowern eine Art Entspannung ist. Es gibt nichts schönes als nach dem Schwimmen gehen total ausgepowered ins Bett zu fallen.
Wie findest du heraus, was dir wirklich guttut?
S: Der Schlüssel liegt darin, ehrlich mit sich selbst zu sein und auszuprobieren, was einem wirklich hilft. Frage dich: Wann fühle ich mich wirklich erholt? Was bringt mich zur Ruhe? Das ist ganz individuell.
Ich empfehle auch, die verschiedenen Dimensionen der Erholung zu betrachten: körperlich, mental, emotional, kreativ, sozial und spirituell. Vielleicht hilft dir Yoga für die körperliche Erholung, aber für die emotionale brauchst du Zeit mit Freund:innen oder für dich allein.Ich zum Beispiel brauche manchmal Zeit für mich und Stille, um runterzukommen. Mein Partner hingegen tankt richtig auf, wenn er unter Menschen ist. Oft merken wir erst, wie viel Spannung wir im Körper haben, wenn wir uns bewusst entspannen.
Hast du einen Rat für Menschen, die mit der „Tyrannei der Produktivität“ kämpfen?
S: Ja! Sei gnädig mit dir selbst. Es ist okay, mal „nichts“ zu tun. Und es ist wichtig, das als wertvoll zu betrachten. Erholung ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit – für Körper, Geist und Seele. Suche dir kleine Rituale, die dich entspannen, und baue sie fest in deinen Alltag ein. Und vor allem: Hör auf, dich für Pausen zu rechtfertigen. Ich hab früher oft neidisch auf die Raucher geschaut, die ständig Pausen gemacht haben und auf den Balkon standen und gequatscht haben. Aber wer sagt, dass ich das nicht auch ohne Zigarette machen darf. Tatsächlich tut es dem Auge gut auch mal in die Ferne zu schauen.
Du bist Wechseljahres-Expertin, wilst du zu diesem Thema noch etwas sagen?
S: Haha, ich bin keine Wechseljahresberaterin. Ich arbeite an der Informationsvermittlung für Ratsuchende. Zwar habe ich viele Paper gelesen, aber es wäre arrogant zu sagen, dass ich eine Expertin bin.
Ein Faktor den Spezialisten aber oft betonen ist das Thema Stress. Hitzewallungen werden zum Beispiel schlimmer wenn es mir unangenehm ist. Schlaf ist der Schlüssel zu unser Gesundheit.
In den Wechseljahren ist es wichtig, auf deinen Körper zu hören und ihm die nötige Entspannung zu gönnen. Entspannungstechniken können helfen, Stresshormone abzubauen und das Gleichgewicht wiederherzustellen. Auch ausreichend Schlaf und eine gesunde Lebensweise tragen dazu bei, Stress zu reduzieren.
Was viele Frauen unterschätzen, ist die Sprache ihres Körpers. Müdigkeit, Schlafprobleme, Herzklopfen – das alles sind Warnsignale, die wir ernst nehmen sollten. Leider ignorieren viele Frauen diese Signale und nehmen ihre Beschwerden einfach hin.
Mit hermaid möchten wir Frauen dabei unterstützen, ihren Körper wieder besser zu verstehen und Strategien zu entwickeln, um ihre Hormone und ihr Wohlbefinden aktiv zu managen.
Fazit: Entspannung aktiv zulassen
Susanne zeigt, dass es möglich ist, viel zu arbeiten und dennoch Zeit für Erholung zu finden – wenn man den Mut hat, die eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen. Ob mit Yoga, Meditation oder den Händen im Garten – finde deinen Weg, aktiv zur Ruhe zu kommen!
hermaid wird als Mitarbeiterinnen-Benefitsprogramm angeboten, um Frauen in den Wechseljahren zu unterstützen:
Wenn du deinen Arbeitgeber überzeugst hermaid in deinem Betrieb anzubieten, ist der Service kostenlosen für dich.
Autorin: Tsion Basazinew