HRT: Eine Betrachtung der Chancen und Risiken & der Einfluss der WHI-Studie
Die Hormonersatztherapie (HRT) hat in den letzten Jahren eine Achterbahnfahrt der Meinungen erlebt. Von der euphorischen Begeisterung in den 1990er-Jahren bis zur kompletten Verteufelung nach der WHI-Studie im Jahr 2002 – die HRT war und ist ein umstrittenes Thema.
Heute, dank neuerer Forschung und differenzierter Betrachtungsweise, rückt die HRT wieder in ein günstigeres Licht, insbesondere die Therapie mit bioidentischen Hormonen. Sie kann für viele Frauen eine wirksame und sichere Option sein, um die Beschwerden der Wechseljahre zu lindern, wenn sie fachgerecht begleitet wird!
"Peri- und Postmenopause Aufgrund der WHI-Studie von 2002 ist die Gabe von Sexualhormonen zur Behandlung von Beschwerden in und nach den Wechseljahren in Verruf geraten. Doch die aktuelle Datenlage lässt die Hormonersatztherapie wieder in einem deutlich günstigeren Licht erscheinen. Es ist sogar denkbar, dass künfig ein präventiver Aspekt bei ihrer Bewertung wieder eine Rolle spielen wird."
Zitat von Dr. Katrin Schaudig, Dr. Anneliese Schwenkhagen(1)
Die WHI-Studie: Ein Wendepunkt
Die WHI-Studie (Women's Health Initiative) aus dem Jahr 2002 führte zu einem drastischen Meinungsumschwung bezüglich der HRT. Es war die größte prospektive randomisierte placebokontrollierte Studie, die jemals zum Thema Hormontherapie durchgeführt wurde. Über 16.000 Frauen zwischen 50 und 79 Jahren nahmen teil.
Die Studie zeigte ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs, Thrombosen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Frauen, die eine HRT erhielten. Dies führte zu großer Verunsicherung und einem starken Rückgang der Verschreibungen.
Die Folgen:
- Verunsicherung und Angst: Frauen und Ärzte verloren das Vertrauen in die HRT.
- Verzicht auf Behandlung: Viele Frauen litten unnötig unter Wechseljahresbeschwerden.
- Forschungsstopp: Pharmaunternehmen stellten die Forschung zur HRT ein.
Doch die WHI-Studie hatte auch Schwächen:
- Falsche Alterstruktur der Teilnehmerinnen: Die Teilnehmerinnen waren im Durchschnitt 63 Jahre alt – also weit entfernt von den typischen Wechseljahren.
- Veraltete Hormone: Es wurden synthetische Hormone verwendet, die heute kaum noch zum Einsatz kommen.
- Zu kurze Studiendauer: Die Studie wurde vorzeitig abgebrochen.
- Mediale Panikmache: Die Medien fokussierten sich auf die Risiken und vernachlässigten die Vorteile der HRT.
Heute wissen wir mehr und machen vieles anders
Inzwischen hat sich die Meinung zur HRT wieder gewandelt. Zahlreiche Studien und Analysen haben die ursprünglichen Schlussfolgerungen der WHI-Studie relativiert.
"Weg von mit hohen Hormondosen, hin zu einem individuellen, schonenden Ausgleich des Hormonmangels!"
- Timing-Hypothese: Die HRT ist am effektivsten und sichersten, wenn sie frühzeitig begonnen wird, idealerweise in der Perimenopause oder in den ersten Jahren nach der Menopause.
- Frühzeitig therapieren
- Hormonspiegel regelmäßig kontrollieren.
- Mikrodosing: Die bioidentischen Hormone werden gering dosiert verabreicht ("So wenig wie nötig").
- Moderne HRT-Präparate mit bioidentischen Hormonen sind besser verträglich und haben ein günstigeres Nebenwirkungsprofil.
- Östrogene so niedrig wie möglich dosieren.
- Hormone nicht als Tabletten, sondern bestmöglich über die Haut verabreichen.
- Mit natürlichem Progesteron statt künstlichen Gestagenen behandeln.
- Individualisierte Therapie: Die Hormonersatztherapie sollte immer individuell auf die Bedürfnisse der Frau abgestimmt werden. Art und Dosierung der Hormone, Anwendungsform und Therapiedauer werden anhand der individuellen Symptome und der Krankengeschichte festgelegt. Anwenderinnen lernen, ihre Symptome zu lesen und zu interpretieren. Bei einer transdermalen Therapie (über die Haut) kann die Frau die "Hübe" bestimmen, also wie viel Hormone zugeführt werden. Insbesondere in der Perimenopause schwanken die Hormone. In der Postmenopause sind die meisten Frauen "eingestellt". Es ist also ein Herantasten und Experimentieren mit dem eigenen Empfinden, in enger Abstimmung mit einem behandelnden Arzt oder einer Ärztin.
- Fachliche Begleitung: Es ist wichtig, dass Frauen offen mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin über die Möglichkeit einer Hormonersatztherapie sprechen. Gemeinsam können sie die Vor- und Nachteile abwägen und die beste Entscheidung treffen. Unsere Online-Ärztinnen unterstützen hier, sie ersetzen aber nicht physische Untersuchungen, die ebenfalls dringend nötig sind.
- Frühzeitig Risiken abklären: Regelmäßige Überwachung der Brust (Mammakarzinomrisiko) vor Beginn und unter laufender Therapie ist wichtig.
- Prävention: Die HRT kann nicht nur Wechseljahresbeschwerden lindern, sondern auch vor bestimmten Erkrankungen schützen, z.B. vor Osteoporose und Typ-2-Diabetes. Deshalb wird sie bei einer frühen Menopause (vor 40) auch angeraten.
Alternativen zur Hormontherapie
Hormonfreie Alternativen: Seit kurzem gibt es auch hormonfreie Medikamente zur Behandlung von den Symptomen
- Fezolinetant: Dieses Medikament wirkt gezielt auf die Temperaturregulation im Körper ein und hilft so gegen Hitzewallungen
- Elinzanetant: Ein weiteres hormonfreies Medikament, das im kommenden Jahr zugelassen werden soll.
Pflanzliche Alternativen: Auch pflanzliche Präparate können bei Hitzewallungen Linderung verschaffen. Zu den bekanntesten gehören:
- Traubensilberkerze
- Sibirische Rhabarberwurzel
- Isoflavone (Phytohormone)
Einfluss auf die S3-Leitlinie
Die Ergebnisse der WHI-Studie haben die S3-Leitlinie zur Hormonersatztherapie stark beeinflusst. Heute wird die HRT nicht mehr als langfristige Präventionsmaßnahme für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Demenz empfohlen. Stattdessen liegt der Fokus auf der Behandlung von Wechseljahresbeschwerden.
Fazit: Wir brauchen mehr Forschung zu diesem Thema
Die Forschung zur Frauengesundheit, insbesondere zu den Wechseljahren, lässt noch viele Fragen offen. Obwohl Studien wie die WHI-Studie wichtige Erkenntnisse geliefert haben, decken sie nur einen kleinen Ausschnitt der vielfältigen Bedürfnisse und Risiken von Frauen in den Wechseljahren ab.
Um Frauen eine fundierte Entscheidungsfindung zu ermöglichen, brauchen wir mehr Forschung, die unterschiedliche Altersgruppen, Hormonpräparate und individuelle Risikofaktoren berücksichtigt. Nur so können wir sicherzustellen, dass Frauen die beste mögliche Behandlung und Versorgung erhalten.
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Was wir von hermaid tun
"Wissen ist die einzige Ressource, die sich verdoppelt, wenn man sie teilt", sagte Albert Einstein. Und genau das ist auch unser Ansatz bei hermaid. Wir glauben an die Kraft von Daten und Information, um die Frauengesundheit weltweit zu verbessern. Unser Konzept ist datenbasiert. Wir unterstützen Forschungsprojekte im Bereich der genderspezifischen Forschung und der Langlebigkeit (Healthy Aging). Gemeinsam können wir dazu beitragen, Frauen aufzuklären, Forschern Daten zu liefern und die medizinische Versorgung von Frauen zu optimieren.
- Unterstützung von Forschungsprojekten: Wir stellen Daten und Informationen zur Verfügung, um die Forschung im Bereich der Frauengesundheit voranzutreiben.
- Entwicklung von Tools und Ressourcen: Wir entwickeln Tools und Ressourcen, die Frauen helfen, ihre Gesundheit besser zu verstehen und zu managen.
- Aufklärung und Information: Wir bieten verständliche Informationen zu allen Aspekten der Frauengesundheit, insbesondere zu den Wechseljahren.
- Community und Austausch: Wir vernetzen Frauen miteinander und fördern den Austausch über Gesundheitsthemen.
"Unser Ziel ist es, Frauen dabei zu unterstützen, gesund und selbstbestimmt durchs Leben zu gehen." sagt Susanne Feldt, Gründerin von hermaid
Gemeinsam können wir die Frauengesundheit verbessern!