Hormon-Ersatz-Therapie: Verschreibung und Anwendung

Hormon-Ersatz-Therapie: Verschreibung und Anwendung

Die Hormonersatztherapie (HRT) ist eine wirksame Behandlungsmethode, um Beschwerden in den Wechseljahren zu lindern. Sie gleicht den sinkenden Hormonspiegel im Körper aus und kann so Symptome wie Schlafstörungen, Scheidentrockenheit und depressive Verstimmungen effektiv bekämpfen. Auch Knochen- und Gelenkbeschwerden, Leistungs- und Gedächtnisverminderung sowie Seh-, Haut- und Schleimhautveränderungen und Haarausfall können durch die HRT positiv beeinflusst werden.

Formen der Hormoneinnahme

Damit Estradiol im ganzen Körper wirken kann, muss es in den Blutkreislauf aufgenommen werden (systemische Wirkung). Dies gelingt über verschiedene Wege:

  • Oral: Einnahme von Tabletten.
  • Transdermal: Aufnahme über die Haut, z. B. mittels Pflaster, Gel oder Spray. Dies hat den Vorteil, dass die Hormone die Leber umgehen und weniger abgebaut werden. Dadurch ist eine geringere Dosierung möglich, was das Risiko von Nebenwirkungen reduziert.
  • Vaginal: Als Kapseln oder über eine Hormonspirale.

Transdermale Anwendung – weniger Risiko:

Die transdermale Verabreichung von Hormonen hat den Vorteil, dass sie nicht zuerst von der Leber abgebaut werden. Bei der Einnahme über Tabletten wird ein Großteil des Estradiols in der Leber abgebaut, sodass nur wenig Wirkstoff im Körper ankommt. Um dies auszugleichen, ist eine höhere Dosierung erforderlich, was das Risiko von Nebenwirkungen erhöht. Mit der transdermalen Methode wird das Estradiol direkt an die Zielorgane weitergeleitet, was eine niedrigere Dosierung und geringere Risiken ermöglicht.

Lokale Östrogenbehandlung

Wenn Beschwerden nur einzelne Körperregionen betreffen, können Hormone gezielt lokal angewendet werden. Beispielweise bei einer trockener oder juckender Scheide lindern sehr niedrig dosierte Östrogenpräparate in Form von Vaginalcremes oder Zäpfchen die Symptome effektiv (1).


Welche Hormone werden eingesetzt?

  • Östrogene/Estradiol ist das am häufigsten verwendete Östrogen.
  • Progesterion/Gestagene: Bei Frauen mit Gebärmutter muss zusätzlich zum Östrogen ein Gestagen eingenommen werden, um das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut zu regulieren. Natürliches Progesteron ist gegenüber synthetischen Gestagenen oft vorteilhafter, da es stoffwechselneutral wirkt und beruhigende Eigenschaften hat.(2)
  • Weitere Hormone: Testosteron, DHEA und FSH können ebenfalls eingesetzt werden.

Wann ist eine HRT sinnvoll?

Deutsche Fachgesellschaften empfehlen eine HRT bei wechseljahresbedingten Hitzewallungen und nächtlichem Schwitzen. Diese Symptome rechtfertigen eine Verschreibung, die von der Krankenkasse übernommen wird. Hormone können auch bei anderen Beschwerden wie Schlafstörungen, Scheidentrockenheit oder depressiven Verstimmungen wirksam sein.(3)

Hormonfreie Alternativen

Seit kurzem gibt es auch hormonfreie Medikamente zur Behandlung von Hitzewallungen:

  • Fezolinetant: Dieses Medikament wirkt gezielt auf die Temperaturregulation im Körper ein. Es ist seit 2024 auf dem Markt
  • Elinzanetant: Ein weiteres hormonfreies Medikament, das im kommenden Jahr zugelassen werden soll.

Pflanzliche Alternativen: Auch pflanzliche Präparate können bei Hitzewallungen Linderung verschaffen. Zu den bekanntesten gehören:

  • Traubensilberkerze
  • Sibirische Rhabarberwurzel
  • Isoflavone (Phytohormone)

Risiken und Nebenwirkungen

Wie jedes Medikament birgt auch die Hormonersatztherapie (HRT) gewisse Risiken. Eine individuelle Einstellung der Therapie mit der richtigen Kombination und Dosierung der Hormone ist entscheidend.

Mögliche Risiken sind:

  • Brustkrebs: Bei östrogenabhängigem Brustkrebs ist nur eine lokale HRT möglich. Generell ist das Brustkrebsrisiko bei der Einnahme von synthetischen Gestagenen leicht erhöht, während natürliches Progesteron weniger riskant ist. (4)
  • Thrombose: Die orale Einnahme von Östrogenen kann das Thromboserisiko erhöhen. Bei transdermaler Anwendung besteht dieses Risiko nicht. (5)

Zu Beginn der Behandlung kann es zu Nebenwirkungen wie Brustspannen, Kopfschmerzen, Zwischenblutungen, Magen-Darm-Beschwerden und einer leichten Gewichtszunahme kommen. In diesen Fällen sollte die Dosierung der Hormone angepasst werden.


Wer kann mich beraten?

Den richtigen Arzt oder die richtige Ärztin finden

Es ist wichtig, sich von einer Ärztin oder einem Arzt beraten zu lassen, die oder der sich mit der Hormonersatztherapie (HRT) auskennt. Viele Hausärzte und Gynäkologen sind nicht auf dem neuesten Stand. Ein guter Indikator ist, ob das Thema HRT auf der Praxiswebseite erwähnt wird.

Zweitmeinung einholen: Wenn du Zweifel hast, kann ein Zweitgespräch sinnvoll sein. Du kannst dich auch online auf unser Plattform beraten lassen.

hermaid bietet dir: Du bist dir unsicher, an wen du dich wegen deiner Wechseljahresbeschwerden wenden sollst? Auf hermaid findest du Ärztinnen, die auf Hormonersatztherapie spezialisiert sind und dich online beraten können. Wir vermitteln auch Termine in Partnerpraxen für körperliche Untersuchungen.


Wie bekomme ich ein Rezept?

Gut vorbereitet zum Arztgespräch: So klappt's!

Eine Hormonersatztherapie ist eine wichtige Entscheidung, die gut überlegt sein will. Um optimal vorbereitet in das Gespräch mit deinem Arzt oder deiner Ärztin zu gehen, hier ein paar Tipps:

  • Natürliche Alternativen: Oftmals lassen sich Wechseljahresbeschwerden durch eine Änderung des Lebensstils lindern. Versuche es zuerst mit gesunder Ernährung, regelmäßiger Bewegung, Stressmanagement und Entspannungstechniken.
  • Gut informiert: Informiere dich vorab über die verschiedenen Therapieoptionen und die möglichen Risiken und Nebenwirkungen. So kannst du im Gespräch gezielt Fragen stellen und bist besser auf die Beratung vorbereitet.
  • Familiengeschichte: Wann kamen deine Mutter oder andere weibliche Verwandte in die Wechseljahre? Diese Information kann deinem Arzt oder deiner Ärztin helfen, genetische Faktoren besser einzuschätzen.
  • Symptome dokumentieren: Notiere deine Beschwerden und beobachte, wie stark sie sind und wann sie auftreten. Wenn du noch einen Zyklus hast, kannst du die Symptome in Bezug zu deinem Zyklus setzen. So erhältst du ein klares Bild von deinen Beschwerden und kannst diese deinem Arzt oder deiner Ärztin besser vermitteln.

Gemeinsam mit deinem Arzt oder deiner Ärztin

  • Anamnese: Besprecht gemeinsam deine Krankengeschichte, einschliesslich deiner Symptome, Vorerkrankungen und familiären Vorbelastungen.
  • Gynäkologische Untersuchung: Eine gynäkologische Untersuchung kann erforderlich sein, um den Zustand der Gebärmutter und der Eierstöcke zu beurteilen.
  • Mammographie: Eine Mammographie kann empfohlen werden, um die Brustgesundheit zu überprüfen.
  • Blutuntersuchungen: Blutuntersuchungen können durchgeführt werden, um den Hormonspiegel und andere relevante Werte zu bestimmen. Oftmals liefert aber schon eine genaue Befragung zu den Symptomen ausreichend Informationen, um die Therapie anzupassen. Wichtig ist jedoch in jedem Fall eine Überprüfung der Schilddrüse, da viele Frauen unter einer Schilddrüsenüber- oder -unterfunktion leiden.
  • Hormonkombination und Dosierung besprechen: Sobald die geeigneten Hormonersatzpräparate und die richtige Dosierung gefunden sind, wird dir das Rezept ausgestellt.

Dosierung

Bei einer Hormonersatztherapie wird die Dosierung individuell an die Bedürfnisse der Frau angepasst. Dieser Trend zur individuellen Therapie stellt sicher, dass die Hormonersatztherapie optimal wirkt und das Risiko für Nebenwirkungen minimiert wird. Das bedeutet, dass die Art der Hormone, die Dosierung, die Anwendungsform (Tabletten, Gel, Pflaster etc.) und die Dauer der Behandlung auf die jeweilige Frau und ihre gesundheitliche Situation abgestimmt werden.

  • Anfangsdosierung: In der Regel beginnt man mit einer niedrigen Dosis des jeweiligen Hormons, um die Verträglichkeit zu testen
  • Anpassung: Die Dosierung wird schrittweise erhöht, bis die Beschwerden effektiv gelindert werden. Ziel ist es, die niedrigste wirksame Dosis zu finden, um das Risiko von Nebenwirkungen zu minimieren.
  • Deinen eigenen Körper lesen lernen: Hierzu verfassen wir bald einen Beitrag. Einige Frauen spüren einen Östrogenüberschuss in den Brüsten, da diese sich praller anfühlen, andere durch leichten Schwindel.
  • Regelmäßige Untersuchungen: Regelmäßige Untersuchungen durch den Arzt oder die Ärztin sind wichtig, um den Erfolg der Therapie zu überprüfen und die Dosierung gegebenenfalls anzupassen.

Kosten und Übernahme der Krankenkasse

Die Kosten für eine Hormonersatztherapie (HRT) in Deutschland hängen von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. der Art der Hormone, der Anwendungsform (Tabletten, Gel, Pflaster etc.) und der Dosierung. Wichtig ist, dass die HRT von einem Arzt oder einer Ärztin verordnet wird und dass zugelassene Präparate verwendet werden.

In der Regel übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für eine HRT, wenn diese medizinisch notwendig ist, um ausgeprägte Wechseljahresbeschwerden zu lindern.

Dazu gehören insbesondere: Hitzewallungen, Schlafstörungen, Scheidentrockenheit

Nicht alle Leistungen werden von den Krankenkassen übernommen:

  • Individuelle Zusammensetzungen von Hormonen (z.B. "bioidentische Hormone") sind meist keine Kassenleistung.
  • Auch die Kosten für bestimmte Hormone wie Testosteron oder DHEA werden oftmals nicht übernommen. Die Therapieform wird auch BHT statt HRT genannt.
  • Ergänzende Leistungen wie psychologische Betreuung oder Ernährungsberatung sind ebenfalls meist keine Kassenleistung.

Zusätzliche Kosten: Neben den Kosten für die Medikamente können auch Kosten für ärztliche Untersuchungen und Beratungen anfallen.

Wie lange darf ich eine HRT anwenden?

Wie lange du eine Hormonersatztherapie (HRT) anwenden darfst, ist nicht pauschal begrenzt. Daher raten wir zu regelmäßige Kontrollen:

  • Jährlich sollte geprüft werden, ob neue Risikofaktoren hinzugekommen sind oder Kontraindikationen bestehen.
  • 5 Jahre nach Therapiebeginn sollte eine erneute Bewertung erfolgen, ob die Therapie weiterhin notwendig ist.

Bis zu welcher Altersgenze darf ich die Therapie anwenden in der Postmenopause?

Grundsätzlich gilt: Je früher eine HRT begonnen wird, desto grösser ist in der Regel der Nutzen und desto geringer sind die Risiken. Das bedeutet aber nicht, dass eine HRT nach dem 60. Lebensjahr nicht mehr möglich oder sinnvoll ist.
Es gibt keine feste Altersgrenze für die Hormonersatztherapie in der Postmenopause. Die Entscheidung für oder gegen eine HRT sollte individuell in Absprache mit dem Arzt/der Ärztin getroffen werden, unter Berücksichtigung des Nutzens und der Risiken für die jeweilige Frau.

Fazit

Die Hormonersatztherapie ist eine wirksame Möglichkeit, um Wechseljahresbeschwerden zu behandeln. Sprich mit deinem Arzt oder deiner Ärztin die Vor- und Nachteile, um herauszufinden, ob diese Therapie für dich geeignet ist.

💡
Die richtige Entscheidung treffen: Informiere dich im Kurs "Menopause Basic" über die HRT. Oder buche ein Beratungsgespräch mit unseren Online-Ärztinnen: https://app.hermaid.me/

Quellen

1) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5652441/
2) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3999154/
3) https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/015-023.html)
4) Fournier A, Berrino F, Clavel-Chapelon F; E3N Cohort Study. Unequal risks of breast cancer associated with different types of menopause hormone therapy. Results from the E3N cohort study. Breast Cancer Res Treat. 2008 Jan;107(1):129-35. doi: 10.1007/s10549-007-9571-8. Epub 2007 May 15. PMID: 17503107.
5) Canonico M, Oger E, Plu-Bureau G, et al. Hormone therapy and venous thromboembolism among postmenopausal women: impact of the route of estrogen administration 1 and progestogens: the ESTHER study. Circulation. 2007;115(7):840-845. doi:10.1161/CIRCULATIONAHA.106.656055
5) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3262132/
6) Schwenkenhagen, Anneliese; Schaudig, Katrin (2014): Kompass Wechseljahre. Von Hitzewallungen bis Gewichtszunahme: Hormontherapie ja oder nein? 2. Auflage, Stuttgart: Trias.

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