Wechseljahre am Arbeitsplatz: Ein unterschätztes Thema mit großer Wirkung
Laut den LinkedIn-Trends 2025 (Platz 5 der Top 15 Themen)
Die Wechseljahre sind nicht nur eine private Angelegenheit, sondern ein hochrelevantes Thema für die Arbeitswelt. Immer mehr Unternehmen erkennen, dass es wichtig ist, die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiterinnen in dieser Lebensphase zu berücksichtigen.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Wechseljahre sind enorm: Der Schaden für die Volkswirtschaft beträgt rund 9,4 Milliarden Euro pro Jahr – fast 40 Millionen Arbeitstage!
Trotzdem werden die Wechseljahre in vielen Unternehmen noch immer als Tabuthema behandelt. "Das Thema Wechseljahre ist ein Versicherungsthema. Worum sollen wir uns denn noch kümmern?" – Mit dieser Aussage eines HR-Vertreters eines großen deutschen Technologieunternehmens wurden wir kürzlich konfrontiert.
Doch die Wechseljahre betreffen einen erheblichen Teil der weiblichen Belegschaft ab 40+. Sie sind keine Krankheit, sondern ein natürlicher Vorgang, der aber oft mit Beschwerden einhergeht, die die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen können.
Viele betroffene Frauen leiden im Stillen und zögern, ihre Probleme anzusprechen. Dabei wissen wir erst seit kurzem, dass die erhöhte Burn-out-Rate bei Frauen im mittleren Alter und die Tatsache, dass sich viele Mitarbeiterinnen mit über 50 (10%) und über 55 (19%) in die Frührente verabschieden, mit den Wechseljahren zusammenhängen.
Es ist an der Zeit, dass Unternehmen die Wechseljahre als wichtiges Thema erkennen und Massnahmen ergreifen, um ihre Mitarbeiterinnen in dieser Lebensphase zu unterstützen.
Zum Glück wir das Thema immer ernster genommen und es gibt endlich Zahlen aus Deutschland wie hoch der witschaftliche Schade aufgrund der Vernachlässigung von den Wechseljahren ist. Vielen Dank an Prof. Andrea Rumler und Julia Memmert von der HWR Berlin sowie Prof. Sabine Nitsche und Dr. Jennifer de Avila von der HTW Berlin für das "MenoSupport"-Forschungsprojekt.
Die Meno-Support Studie, der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin beziffert die volkswirtschaftlichen Kosten durch unbeachtete Wechseljahresbeschwerden auf rund 9,4 Milliarden Euro pro Jahr – fast 40 Millionen Arbeitstage!
Die Studie zeigt die dringende Notwendigkeit, die Wechseljahre am Arbeitsplatz ernst zu nehmen:
- 10% der befragten Frauen zwischen 28 und 67 Jahren gaben an, aufgrund von Wechseljahresbeschwerden früher in Rente gehen zu wollen oder bereits gegangen zu sein. Bei den über 55-Jährigen waren es sogar fast 20%.
- Fast jede vierte Frau mit Wechseljahresbeschwerden hatte ihre Arbeitszeit bereits reduziert.
- Fast jede dritte war aufgrund ihrer Symptome krankgeschrieben oder hatte unbezahlten Urlaub genommen.
- Mehr als jede sechste Frau hatte ihren Arbeitsplatz gewechselt.
- Über die Hälfte der Frauen fühlte sich mit dem Thema Wechseljahre am Arbeitsplatz allein gelassen.
Die Mehrheit der Frauen wünscht sich eine offene Kommunikation über die Wechseljahre am Arbeitsplatz.
Globale Dimensionen:
- Bis 2030 werden weltweit über 1,1 Milliarden Frauen die Menopause durchlebt haben – das ist jede achte Person auf unserem Planeten!
- In den USA befinden sich derzeit über 50 Millionen Frauen in den Wechseljahren.
- In Deutschland sind rund 13 Millionen Frauen zwischen 40 und 55 Jahren berufstätig –Schätzungsweise sind 9 Millionen davon in den Wechseljahren.
Wenn Arbeitgeber:innen die Menopause ignorieren, spüren sie die wirtschaftlichen Auswirkungen.
Wechseljahre: Ein Gewinn für Unternehmen
- Gesteigerte Resilienz und Wohlbefinden der Mitarbeiterinnen: Frauen, die sich unterstützt fühlen, gehen besser mit den Herausforderungen der Wechseljahre um und bleiben motiviert und leistungsfähig.
- Erhöhte Produktivität: Wenn Schlafstörungen und andere Beschwerden reduziert werden, steigt die Konzentration und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiterinnen.
- Langfristige Mitarbeiterbindung: Eine wechseljahrefreundliche Unternehmenskultur stärkt die Loyalität der Mitarbeiterinnen und reduziert Fluktuation.
- Reduzierung von Fehlzeiten: Wer die Wechseljahre aktiv thematisiert und Unterstützung anbietet, kann Fehlzeiten und leistungseinbußen verringern.
- Verbessertes Image als Arbeitgeber: Ein Unternehmen, das sich für die Gesundheit und das Wohlbefinden seiner Mitarbeiterinnen einsetzt, ist attraktiver für potenzielle Bewerberinnen.
Investitionen in die Gesundheit von Frauen in den Wechseljahren lohnen sich also in vielfacher Hinsicht.
Steuervorteile für Unternehmen
Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) ist nicht nur gut für die Mitarbeiter:innen, sondern auch für die Unternehmensfinanzen. Investitionen in die Gesundheit der Mitarbeiter:innen können sich nämlich steuerlich lohnen.
Unternehmen, die BGM-Maßnahmen umsetzen, können diese als Betriebsausgaben absetzen und so ihre Steuerlast senken. Das macht die Gesundheitsförderung für Unternehmen attraktiver und trägt zu einem gesünderen und motivierteren Arbeitsumfeld bei.
Welche konkreten Maßnahmen können Untrnehmen umsetzten, um eine Verbesserung zu erzielen?
- Aufklärung und Sensibilisierung
Viele Frauen sind schon mit etwas Aufklärung und transparenter Kommunikation geholfen. Denn nur wenn offen über die Wechseljahre gesprochen wird, fühlen sich Frauen sicher genug, um ihre Bedürfnisse zu äußern und Unterstützung zu erbitten. - Kulturwandel
Schaffe eine Atmosphäre, in der Frauen offen über ihre Beschwerden sprechen können und sich nicht schämen müssen. - Flexible Arbeitsbedingungen
Durch Aufklärung und einfache Unterstützung, wie gleitende Arbeitszeiten oder Ventilatoren am Arbeitsplatz, können Unternehmen Frauen in den Wechseljahren effektiv unterstützen. Das kommt nicht nur den Mitarbeiterinnen zugute, sondern spart auch Geld, da Fehlzeiten und Produktivitätsverluste reduziert werden können. - Spezielle Gesundheitsangebote für Frauen in den Wechseljahren anbieten, z.B. Yoga-Kurse, Ernährungsberatung oder Stressmanagement-Workshops.
Nicht alle Frauen haben Schreibtischjobs!
- Frauen im Außendienst benötigen beispielsweise Zugang zu Toiletten.
- Frauen in Arbeitsuniformen benötigen atmungsaktive Kleidung.
- Lehrerinnen und Erzieherinnen profitieren von Pausen und Rückzugsräumen.
Immer mehr Unternehmen erkennen, dass es sich lohnt, die Wechseljahre als Chance zu begreifen und die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiterinnen in dieser Lebensphase zu berücksichtigen. Wer die Wechseljahre ignoriert, riskiert spürbare wirtschaftliche Einbußen.
Quellen:
- Menosupport Studie in Deutschland, Oktober 2023-2024: HWR Berlin – Prof. Rumler et al. MenoSupport-Studie. https://blog.hwr-berlin.de/menosupport/wp-content/uploads_menosupport/2024/09/MenoSupport_Ergebnisueberblick-Befragung-Wechseljahre-am-Arbeitsplatz.pdf
- McKinsey – Closing the Women's Health Gap. https://www.mckinsey.com/mhi/our-insights/closing-the-womens-health-gap-a-1-trillion-dollar-opportunity-to-improve-lives-and-economies
- World Health Organization (WHO):
- National Institute on Aging (NIA): Die NIA bietet umfassende Informationen über die Menopause, Symptome und Behandlungen.
- The North American Menopause Society (NAMS): NAMS veröffentlicht Studien und Berichte zur Menopause und ihren Auswirkungen.
- National Health Service (NHS): Der NHS bietet aktuelle Statistiken und Informationen zur Menopause in Großbritannien.
- Study: "Effects of Menopause at Work" (UK): Diese Studie beleuchtet die Auswirkungen der Menopause auf die Arbeitsleistung und Mitarbeiterbindung in Großbritannien.
- American Psychological Association (APA): APA veröffentlicht Berichte über die psychologischen Auswirkungen der Menopause.