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Stress entschlüsseln: Einblicke einer Neurowissenschaftlerin
Das Gehirn in den Wechseljahren: Interview mit Neurowissenschaftlerin Nadine Galandi
Stress, Burnout und die Wechseljahre sind in unserer hektischen Welt häufige Themen, besonders für Frauen, die die Herausforderungen des Älterwerdens und der Arbeitswelt meistern müssen. Im Interview mit der Neurowissenschaftlerin Nadine Galandi erfahren wir, wie diese Erfahrungen unser Gehirn, unsere Psyche und unser Verhalten beeinflussen.
Prof. Dr. Nadine Galandi ist eine erfahrene Unternehmensberaterin und Coachin, die sich auf Stressmanagement und Burnout-Prävention spezialisiert hat. Mit ihrer Expertise in Neurowissenschaften und Positiver Psychologie unterstützt sie Menschen und Teams, ihre Stresstoleranz zu erhöhen und ihre Selbstwirksamkeit zurückzugewinnen. Mehr unter:https://nadinegalandi.de/
Nadine, Stress wird oft negativ betrachtet. Ist Stress denn immer schädlich?
N: Nein, Stress ist nicht per se schädlich. Er ist die Art und Weise des Körpers, Energie freizusetzen, um eine Aufgabe zu bewältigen oder ein Hindernis zu überwinden. Stress ermöglicht es uns, besser zu denken und uns besser zu konzentrieren. Unser Immunsystem ist in stressigen Situationen sogar aktiver. Wenn Stress nur von kurzer Dauer ist, kann er unseren Fokus schärfen und unsere Fähigkeit verbessern, auf Herausforderungen zu reagieren. Problematisch wird es erst, wenn diese Stressreaktion anhält, wir von Reizen überwältigt werden und keinen Weg finden, uns zu entspannen und abzuschalten. Dann setzt der Körper weiterhin Energie frei, bis wir erschöpft sind.
Was passiert, wenn wir uns nicht ausreichend erholen?
N: Unzureichende Erholung kann zu Burnout führen. Burnout äußert sich durch körperliche Symptome wie Kopfschmerzen, Müdigkeit und sogar Herz-Kreislauf-Probleme. Im Laufe der Zeit führt anhaltender Stress zu chronisch hohen Cortisolspiegeln, die die Gehirnfunktionen verändern und die Angst verstärken können, wodurch Menschen überempfindlich auf Auslöser reagieren.
Welche Warnzeichen gibt es für Burnout?
N: Burnout passiert nicht über Nacht. Es gibt frühe Anzeichen, die oft subtil sind: Schlafstörungen, häufige Kopfschmerzen oder körperliche Erschöpfung. Die Anzeichen variieren von Person zu Person. Bei mir zum Beispiel sind Schlafstörungen ein großes Warnzeichen. Wenn ich körperlich etwas bemerke, wie Ohrensausen, Kopfschmerzen, Übelkeit, dann sollte man dem nachgehen. Es ist wichtig, diese Anzeichen zu erkennen und Routinen zu etablieren, die Entspannung und Erholung fördern.
Was passiert in unserem Gehirn, wenn wir Stress erleben?
N: Wenn wir einen Reiz wahrnehmen, entscheidet unser Gehirn in Sekundenbruchteilen, ob er gefährlich ist oder nicht. Lautet die Entscheidung "ja" (was wiederum Stress verursacht), wird unser Stoffwechselsystem hochgefahren und Energie freigesetzt. In akuten Fällen kann das eine gute Sache sein, weil wir uns besser konzentrieren können. Aber auf Dauer produzieren wir überschüssiges Cortisol in unserem Blut. Cortisol verhindert, dass unser Immunsystem überreagiert. Andererseits führt es dazu, dass wir uns Dinge schwerer merken können und viel ängstlicher werden, weil es das Gehirn in einem ständigen Alarmmodus hält. Das führt dazu, dass wir schnell alles als Bedrohung wahrnehmen und mit Stress und Negativität reagieren, anstatt ruhig zu reagieren.
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Wie wirken sich die Wechseljahre auf das Gehirn von Frauen aus?
N: Für Frauen stellen die Wechseljahre einen einzigartigen neurologischen Übergang dar. Wenn der Östrogen- und Progesteronspiegel sinkt, werden Neurotransmitter wie Dopamin und Serotonin, die eine entscheidende Rolle bei der Stimmungsregulation und Konzentration spielen, beeinflusst. Diese Veränderung kann zu Symptomen wie "Gehirnnebel", Vergesslichkeit und Stimmungsschwankungen führen. In einigen Fällen erleben Frauen aber auch ein erhöhtes Durchsetzungsvermögen und eine erhöhte Risikobereitschaft, was sie mit zunehmendem Alter möglicherweise besser für Führungspositionen geeignet macht.
Welche Rolle spielen Bewegung, Ernährung und Achtsamkeit bei der Stressbewältigung?
N: Bewegung ist ein wahres Wundermittel bei Stress. Jede Art von Bewegung ist hilfreich, insbesondere Ausdauer- und Kraftsport. Sie sorgt dafür, dass unser Cortisolspiegel nach einer Flutwelle der Energiefreisetzung sinkt, was unseren Körper lehrt, mit Stress umzugehen. Eine ausgewogene, nährstoffreiche Ernährung, wie die mediterrane Ernährung, liefert Antioxidantien und essentielle Nährstoffe, die sowohl die körperliche als auch die geistige Gesundheit unterstützen.
Achtsamkeitspraktiken wie Meditation und Atemübungen können das Gehirn auch neu verdrahten, um besser mit Stress umzugehen. Diese Techniken fördern die Widerstandsfähigkeit und helfen den Menschen, sich ihrer inneren Zustände bewusster zu werden, wodurch es einfacher wird, Stress zu erkennen und darauf zu reagieren, bevor er überwältigend wird.
Die Lebensmitte ist oft eine Zeit der Veränderung. Welche Chancen bietet diese Phase?
N: Die Lebensmitte ist oft eine Zeit der Veränderung. Viele Menschen nutzen diese Phase zur Selbstreflexion und hinterfragen ihre Karriere und Beziehungen. Hormonelle Veränderungen können dazu führen, dass wir unsere Lebensziele und -werte neu bewerten. Oft treffen wir dann wichtige Entscheidungen, um unser Leben besser an unserem wahren Selbst auszurichten. Diese Phase kann zwar herausfordernd sein, aber sie bietet auch eine wertvolle Chance für persönliches Wachstum.
Stress, Burnout und die Wechseljahre sind in unserer hektischen Welt häufige Themen, besonders für Frauen, die die Herausforderungen des Älterwerdens und der Arbeitswelt meistern müssen. Im Interview mit der Neurowissenschaftlerin Nadine Galandi erfahren wir, wie diese Erfahrungen unser Gehirn, unsere Psyche und unser Verhalten beeinflussen.
Selbstfindung in der Lebensmitte
Die Lebensmitte ist oft eine Zeit der Veränderung. Viele Menschen nutzen diese Phase zur Selbstreflexion und hinterfragen ihre Karriere und Beziehungen. Hormonelle Veränderungen können dazu führen, dass wir unsere Lebensziele und -werte neu bewerten. Oft treffen wir dann wichtige Entscheidungen, um unser Leben besser an unserem wahren Selbst auszurichten. Dr. Galandi betont, dass diese Phase zwar herausfordernd sein kann, aber auch eine wertvolle Chance für persönliches Wachstum bietet.
Wichtige Erkenntnisse
Dr. Galandis Einblicke zeigen, wie wichtig es ist, auf die eigenen Stresssignale zu achten und individuelle Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Mit Bewegung, achtsamer Ernährung und Selbstreflexion können wir die Herausforderungen des Älterwerdens, von Stress und Burnout besser meistern. So fördern wir nicht nur unser Wohlbefinden, sondern tragen auch aktiv zu einem positiven Arbeitsumfeld und einer starken Gemeinschaft bei.
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Möchtest du das Webinar anschauen?
Wenn du das gesamte Interview noch mal auf Youtube sehen möchtest, findest du es hier: https://www.youtube.com/watch?v=kohGZegGOjU
Autorin: Tsion Basazinew