Stress entschlüsseln: Einblicke einer Neurowissenschaftlerin
Das Gehirn und Stress, Burnout in den Wechseljahren
Stress, Burnout und die Wechseljahre sind in unserer hektischen Welt häufige Themen, besonders für Frauen, die die Herausforderungen des Älterwerdens und der Arbeitswelt meistern müssen. Im Interview mit der Neurowissenschaftlerin Nadine Galandi erfahren wir, wie diese Erfahrungen unser Gehirn, unsere Psyche und unser Verhalten beeinflussen.
Prof.Dr.Nadine Galandi ist eine erfahrene Unternehmensberaterin und Coachin, die sich auf Stressmanagement und Burnout-Prävention spezialisiert hat. Mit ihrer Expertise in Neurowissenschaften und Positiver Psychologie unterstützt sie Menschen und Teams, ihre Stresstoleranz zu erhöhen und ihre Selbstwirksamkeit zurückzugewinnen. Mehr unter: https://nadinegalandi.de/
Stress als mehr als nur eine negative Reaktion
Stress wird oft negativ betrachtet, doch Dr. Galandi betont, dass er nicht unbedingt schädlich sein muss. Stress ist die Art und Weise des Körpers, Energie freizusetzen, um eine Aufgabe zu bewältigen oder ein Hindernis zu überwinden. Er ermöglicht es uns, besser zu denken und uns besser zu konzentrieren. Unser Immunsystem ist tatsächlich aktiver. Wenn Stress nur von kurzer Dauer ist, kann er unseren Fokus schärfen und unsere Fähigkeit verbessern, auf Herausforderungen zu reagieren. Aber dann kommt für viele Menschen der Punkt, an dem diese Stressreaktion anhält, wir von Reizen überwältigt werden und keinen Weg finden, uns zu entspannen und abzuschalten. Was dann passiert, ist, dass der Körper weiterhin Energie freisetzt, bis wir erschöpft sind. Unzureichende Erholung kann als Reaktion darauf zu Burnout führen, der durch körperliche Symptome wie Kopfschmerzen, Müdigkeit und sogar Herz-Kreislauf-Probleme gekennzeichnet ist. Im Laufe der Zeit führt anhaltender Stress zu chronisch hohen Cortisolspiegeln, die die Gehirnfunktionen verändern und die Angst verstärken können, wodurch Menschen überempfindlich auf Auslöser reagieren.
Burnout: Was sind die Warnzeichen?
Burnout passiert nicht über Nacht. Es gibt frühe Anzeichen, die oft subtil sind: Schlafstörungen, häufige Kopfschmerzen oder körperliche Erschöpfung. Die Anzeichen variieren von Person zu Person; in Dr. Galandis Fall erwähnt sie: „Aber wenn ich zum Beispiel nicht mehr schlafen kann, ist das ein großes Warnzeichen. Wenn ich körperlich etwas bemerke, wie Ohrensausen, Kopfschmerzen, Übelkeit, dann sollte man dem nachgehen.“ Es ist wichtig, diese Anzeichen zu erkennen und Routinen zu etablieren, die Entspannung und Erholung fördern. Dr. Galandi warnte auch davor, dass die gesellschaftliche Erwartung, ständig produktiv zu sein – oft als „Hustle Culture“ bezeichnet – Menschen davon abhalten kann, ihren Stress zu bewältigen, was sie unwissentlich näher an den Burnout bringt.
Die Wissenschaft hinter Stress, Menopause und unserem Gehirn
Wenn wir einen Reiz wahrnehmen, entscheidet unser Gehirn in Sekundenbruchteilen, ob er gefährlich ist oder nicht. Lautet die Entscheidung dann ja (was wiederum Stress verursacht), wird unser Stoffwechselsystem hochgefahren und Energie freigesetzt. In akuten Fällen kann das eine gute Sache sein, weil wir uns besser konzentrieren können. Aber nach langer Zeit produzieren wir überschüssiges Cortisol in unserem Blut. Cortisol sorgt dafür, dass unsere Entzündung, also unser Immunsystem, nicht überreagiert. Einerseits führt es dazu, dass wir uns Dinge schwerer merken können, was uns viel ängstlicher macht, weil es das Gehirn in einem solchen Alarmmodus hält. Das führt dazu, dass wir schnell alles als Bedrohung wahrnehmen und mit Stress und Negativität reagieren, anstatt ruhig zu reagieren, wenn wir die Möglichkeit hätten, uns zu erholen.
Für Frauen stellen die Wechseljahre einen einzigartigen neurologischen Übergang dar. Wenn der Östrogen- und Progesteronspiegel sinkt, werden Neurotransmitter wie Dopamin und Serotonin, die eine entscheidende Rolle bei der Stimmungsregulation und Konzentration spielen, beeinflusst. Diese Veränderung kann zu Symptomen wie „Gehirnnebel“, Vergesslichkeit und Stimmungsschwankungen führen. In einigen Fällen erleben Frauen ein erhöhtes Durchsetzungsvermögen und eine erhöhte Risikobereitschaft, was sie mit zunehmendem Alter möglicherweise besser für Führungspositionen geeignet macht.
Auch Männer erleben mit zunehmendem Alter hormonelle Veränderungen, die oft zu einem niedrigeren Testosteronspiegel und einer erhöhten Neigung zu Harmonie und Kompromissbereitschaft führen. Diese gegenseitige Anpassung der Persönlichkeitsmerkmale kann sich positiv auf Beziehungen auswirken und zu einer ausgewogenen Dynamik im persönlichen und beruflichen Bereich beitragen.
Bewältigungstechniken: Bewegung, Ernährung und Achtsamkeit (Mindfullness)
„Das Wundermittel“, wie Dr. Galandi vorschlägt, ist "Bewegung". Und zwar jede Art von Bewegung ist hilfreich, insbesondere Ausdauer- und Kraftsport. Sie sorgt dafür, dass unser Cortisolspiegel nach einer Flutwelle der Energiefreisetzung sinkt, was unseren Körper lehrt, mit Stress umzugehen. Eine ausgewogene, nährstoffreiche Ernährung, wie die mediterrane Ernährung, liefert Antioxidantien und essentielle Nährstoffe, die sowohl die körperliche als auch die geistige Gesundheit unterstützen.
Achtsamkeitspraktiken wie Meditation und Atemübungen können das Gehirn auch neu verdrahten, um besser mit Stress umzugehen. Diese Techniken fördern die Widerstandsfähigkeit und helfen den Menschen, sich ihrer inneren Zustände bewusster zu werden, wodurch es einfacher wird, Stress zu erkennen und darauf zu reagieren, bevor er überwältigend wird.
Selbstfindung in der Lebensmitte
„Aber wenn man merkt, okay, das sind meine Werte. Das bin ich und das möchte ich sein und passe nicht mehr in dieses alte Muster. Wenn man es schafft, nach seinen Werten zu leben und seine Ziele zu verfolgen, ist man in der Regel glücklicher.“
Die Lebensmitte ist oft eine Zeit der Veränderung. Viele Menschen nutzen diese Phase zur Selbstreflexion und hinterfragen ihre Karriere und Beziehungen. Hormonelle Veränderungen können dazu führen, dass wir unsere Lebensziele und -werte neu bewerten. Oft treffen wir dann wichtige Entscheidungen, um unser Leben besser an unserem wahren Selbst auszurichten. Dr. Galandi betont, dass diese Phase zwar herausfordernd sein kann, aber auch eine wertvolle Chance für persönliches Wachstum bietet.
Wichtige Erkenntnisse
Dr. Galandis Einblicke zeigen, wie wichtig es ist, auf die eigenen Stresssignale zu achten und individuelle Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Mit Bewegung, achtsamer Ernährung und Selbstreflexion können wir die Herausforderungen des Älterwerdens, von Stress und Burnout besser meistern. So fördern wir nicht nur unser Wohlbefinden, sondern tragen auch aktiv zu einem positiven Arbeitsumfeld und einer starken Gemeinschaft bei.
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